Petition gratis Menstruationsartikel an allen Schulen in Graubünden

04.07.2021

Kostenlose Hygieneartikel an allen Schulen Graubündens sollen den Umgang mit der Menstruation erleichtern. Das fordern die Bündner Jungsozialistinnen und -sozialisten (Juso). Zum einen, um Schülerinnen finanziell zu entlasten. Zum anderen solle die Abgabe von Binden und Tampons mit dem gesellschaftlichen Tabu brechen (Ausgabe vom 3. Mai).

Für diese Anliegen hat die Juso während der letzten zwei Monate in einer Online-Petition über 1000 Unterschriften gesammelt. «Wir haben ein grosses Interesse festgestellt, gerade von Frauen», sagt Co-Präsidentin Rosalina Müller erfreut. Mit dem Instagram-Profil «viva la menstruaziun» konnte die Juso insbesondere junge Menschen abholen und eine Plattform bieten, um sich offen über Menstruation auszutauschen. «Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Niemand hat sich dafür geschämt, eigene Erfahrungen zu teilen», so Müller.

Wieso kein Rasierschaum?

Dennoch stösst die Petition der Juso auch auf Widerstand. Dies zeigen Kommentare auf der Facebook-Seite der Medienfamilie Südostschweiz. «Und was noch alles?», empört sich eine Nutzerin. «Taschengeld, Fahrausweis, vielleicht noch kostenlosen Wohnraum?». Jemand schreibt: «Aus Gründen der Gleichberechtigung würde ich den Schülern kostenlos Rasierer und Schaum hinstellen.» Ein anderer Nutzer bläst ins gleiche Horn: «Juso – ist das nicht sexistisch, wenn nur Mädchen etwas kriegen?»

Kritisiert werden auch die Kosten: «Die wollen uns nur abkassieren!» oder «Wer söll da zahle, dänk de Stüürzahler?». Andere meinen schlicht: «Miar händ das au alles selber kauft.»

Rosalina Müller nimmt Stellung zu diesen Kommentaren: «Menstruation sucht man sich nicht aus. Sie gehört zum Alltag von 51 Prozent der Bevölkerung.» Männlich gelesene Personen würden in den meisten Fällen nicht menstruieren. «Das ist nicht sexistisch. Das ist ein Fakt.» Zudem würden viele Mädchen mit der Vorstellung aufwachsen, sich für ihre Periode schämen zu müssen. «Wir wollen symbolisieren, dass Menstruation etwas Natürliches ist», so die Jungsozialistin. «Hygieneartikel zu kaufen, soll so natürlich sein, wie Rasierschaum zu kaufen.»

Was die Finanzierung anbelangt, verweist sie darauf, dass die Juso sich stets dafür einsetzen würde, die reichste Bevölkerungsschicht höher zu besteuern. Diejenigen, welche das Anliegen als unwichtig abtun, weist sie darauf hin: «Es gibt auch in Graubünden Menschen, die in Armut leben und sich keine Hygieneartikel leisten können.»

Menstruation ist politisch

Viele Kommentare scheinen darauf abzuzielen, dass nicht die Politik für Tampons und Binden zuständig ist. Müller betont hingegen: «Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, Menschen über Menstruation aufzuklären.» Die Schule sei der perfekte Ort, um darüber zu sprechen. Auch, wenn es um transgender und nicht binäre Menschen geht.

Am Freitagnachmittag hat die Juso die Petition der Bündner Regierung überreicht. Das Bildungsdepartement wird sich den Anligen nun annehmen.
Artikel Südostschweiz, 03.07.2021 von Daria Joos