Heraus zum feministischen Streik

28.06.2024

Die JUSO Graubünden hat mit zwei Transparenten, aufgehängt an prominenten Statuen in der Stadt Chur, auf den feministischen Streik aufmerksam gemacht. Schluss mit den alten Geschichten, nach 500 Jahren brauche Graubünden neue Held*innen. Sie haben Benedikt Fontana Fontana einen Wischmob vorbeigebracht, um so auf die unfaire Verteilung von Care-Arbeit aufmerksam zu machen. Die Menschen, die diese Arbeit verrichten, sollen gewürdigt werden, nicht tote Männer mit Schwert. Die waren Held*innen seien Alleinerziehende Mütter, Pflegefachpersonen und Migrantische Care-Arbeiterinnen. Unsere ganze Wirtschaft sei abhängig von dieser Arbeit, doch sie ist unsichtbar und schlecht bis gar nicht bezahlt. Es gebe weiterhin tagtäglich sexualisierte Gewalt, vom Übergriff am Arbeitsplatz bis zum Femizid. All dies sei schon lange nicht mehr tragbar und die Politik müsse jetzt handeln.

Nach 500 Jahren brauche Graubünden endlich neue Heldengeschichten. Neue Held*innengeschichten. Und zwar die der Alleinerziehenden Mutter, der migrantischen Care-Arbeiterin und der Pflegefachperson. Sie alle verrichteten essenzielle Arbeit und würden dafür nicht gewürdigt. Ihre Arbeit bleibe unsichtbar.

Darauf möchte die Juso Graubünden aufmerksam machen. In der Nacht auf den 14. Juni hat sie Benedikt Fontana Putzutensilien vorbeigebracht. “Putz selber du Lappa” steht auf dem grossen Stoff, den sie von seinem Schwert heruntergelassen haben. Care-Arbeit werde noch immer mehrheitlich von weiblich gelesenen Menschen verrichtet und das oft un- oder unterbezahlt. 2020 wurden 9.8 Milliarden Stunden unbezahlte Care-Arbeit geleistet, was einem geschätzten Wert von 434.2 Milliarden Franken entspricht (BFS, 2022). Dies zeige, wie abhängig unsere Wirtschaft von der unbezahlten Care-Arbeit sei. Gerade migrantische Frauen arbeiten häufig unter prekären Bedingungen und sind von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Es brauche einen Plan, wie wir diese Arbeit in Zukunft organisieren, meint Ioanna Bachmann, Vorstandsmitglied der JUSO Graubünden. “Die 42-Stunden Woche ist veraltet und basiert auf einem patriarchalen Familiensystem, welches die Frau als reine Hausarbeitsmaschine sieht. Arbeit ist Arbeit, und alle sollen für ihren Beitrag gleich gewürdigt werden.”

Die Juso Graubünden fordert deswegen eine Reduktion der Arbeitszeit, grössere Förderung von familienergänzenden Strukturen und bessere Bedingungen in weiblich konnotierten Berufen wie der Pflege. Ausserdem müsse etwas gegen sexualisierte und häusliche Gewalt getan werden, sowohl in der Prävention als auch in der Unterstützung der Opfer.

Aus all diesen Gründen werden die Jungsozialist*innen am feministischen Streik teilnehmen. Laut, hässig und in Hoffnung auf ein feministisches Graubünden, in dem wir allen mit Respekt begegnen, nicht nur toten Männern mit Schwert.